Steffen Anton, 04.102024
Heute möchte ich Euch etwas über Weihnachten erzählen. Bis zu dem Fest ist es zwar noch ein paar Tage hin, aber die kulinarischen Vorboten in Form von Lebkuchen und Spekulatius sind bereits seit vier Wochen überall in den Geschäften zu finden.
In der DDR gab es natürlich ebenfalls Lebkuchen zu kaufen. Einige Sorten waren jedoch nur in speziellen Feinkostgeschäften, den sogenannten Delikatläden, erhältlich. So auch die von mir heiß und innig geliebten „Gefüllten Runden“. Das waren einzeln verpackte, mit Zartbitterschokolade überzogene und mit Fruchtgelee gefüllte Lebkuchen mit einem Durchmesser von circa zehn Zentimetern. Wie so viele Dinge verschwanden sie aus meinem Leben, sobald die Grenzen geöffnet waren. Vom Westen kam zwar eine riesige Auswahl an vorweihnachtlichen Leckereien herüber geschwappt, aber die „Gefüllten Runden“ habe ich nie wieder gesehen.
In den 1990er-Jahren entdeckte ich jedoch etwas, das dem zumindest nahe kam: die „Kirschbomben“. Das waren jeweils sechs große gefüllte Schokoladenlebkuchen in einer Packung. Diese gehörten fortan für mich fest zur Adventszeit dazu. Irgendwann passierte es jedoch erneut: Es gab die "Kirschbomben" nicht mehr zu kaufen. Anscheinend hatte der Hersteller sie aus dem Sortiment genommen. Und mir ein Stück Kindheitserinnerung.
Einige Jahre später dann blätterte ich an einem Herbsttag zufällig einen Prospekt der Ladenkette „Thomas Philips“ durch, und was erblickte ich? „Schoko-Kirsch Lebkuchen“. Das martialische Wort „Bomben“ fehlte zwar, aber es schien sich augenscheinlich um das gleiche Produkt zu handeln. Logischerweise führte mich mein nächster Weg in eine entsprechende Filiale, und tatsächlich: Es gab die besagten Lebkuchen zu kaufen! Seitdem gehört es jedes Jahr Anfang Oktober für mich dazu, mich dort mit einem Vorrat dieser Leckereien einzudecken.
Seltsamerweise schien es diese Lebkuchen jedoch ausschließlich bei "Thomas Philips" zu geben. Dieser Umstand sowie die Tatsache, dass das Produkt für einige Zeit überhaupt nicht erhältlich gewesen war, ließen mich einfach nicht los. Und so wandte ich mich Anfang 2024 an die Herstellerfirma Stieffenhofer, welche mittlerweile zum Konzern "Biscuit International" gehört. Und von dort erhielt ich tatsächlich noch am selben Tag eine Antwort auf meine E-Mail. Einen Teil hieraus möchte ich nachfolgend wörtlich zitieren:
"Die Schoko Kirsch Lebkuchen (die Sorte Pflaume gibt es ebenfalls) werden von uns seit Jahren bzw. Jahrzehnten produziert. Früher hieß dieser Artikel tatsächlich 'Kirschbomben'. Aufgrund diverser Problematiken bei den Belieferungen wurden diese Lebkuchen jedoch umbenannt. Es ist schlichtweg nicht angebracht, umgangssprachlich 'Bomben' durch die Gegend zu schicken. Das brauche ich Ihnen sicherlich nicht weiter zu erklären. Inhalt ist jedoch seit Jahren der Gleiche. Die Lebkuchen sind in der Vorweihnachtszeit bei Edeka sowie Thomas Philipps erhältlich, auch werden Sie online auf Amazon.de fündig."
Ich hatte also mit meiner Vermutung richtig gelegen: Es handelt sich bei den Lebkuchen tatsächlich um meine geliebten "Kirschbomben". Damit hatte ich ein Stück meiner Kindheit zurück.
Die "Gefüllten Runden" aus der DDR scheinen jedoch für immer von der Bildfläche verschwunden zu sein. Sämtliche meiner Versuche der Recherche über den damaligen Hersteller gingen ins Leere.
Überhaupt scheine ich der Einzige zu sein, der sich noch an dieses Produkt erinnert. Falls da draußen jemand sein sollte, bei dem diese Lebkuchen in 1980er-Jahren ebenfalls auf dem
vorweihnachtlichen Speiseplan standen: Ich freue mich über jede Meldung.
In diesem Sinne: Einen schönen Herbst allerseits und vorab schon einmal frohe Weihnachten!
Hinweis: Dieser Text erschien am 11. Oktober 2021 erstmals bei Retrokram und wurde für die Neuveröffentlichung stark erweitert.